Zur Zeit fasziniert mich alles rund um das Thema "urban gardening" - ob die "City Farm" in Schönbrunn, bei der Dank der Initiative von Wolfgang Palme Stadtkindern
die Liebe zum Garten und zum Gemüse (und in der Folge auch zum gesunden Essen) vermittelt wird, oder ein spannendes Projekt in Berlin: „Prinzessinnengärten“, ein mobiles Nutzgartenprojekt, das auf einer Brachfläche mitten in Berlin
(Moritzplatz in Kreuzberg) entstanden ist. Das Buch zu diesem Projekt habe ich schon vor
längerer Zeit verschlungen und endlich hatte ich letztes Wochenende die
Gelegenheit, es in natura zu sehen.
Zuerst war ich fast ein wenig entsetzt, denn der erste
Eindruck war doch ziemlich chaotisch. Aber dann, bei näherer Betrachtung, war ich
fasziniert, mit welcher Liebe zum Detail der Garten angelegt war, wie liebevoll
die Tomatenhäuser errichtet wurden, alles improvisiert, selbst gebaut und mit einer
eigenen Ästethik, die sich einem nicht auf den ersten Blick erschliesst.
Gleichzeitig fand ein Flohmarkt auf dem Areal statt, sodass
man sich den Weg zu den Pflanzen erst erarbeiten musste.
Ein Teil des Geländes war abgezäunt für den Verkauf von Jungpflanzen. Einen Bücherstand, betreut von Behinderten, gab es, bei dem auf einer Tafel aufgelistet war, was es gerade zu ernten gibt. Rund um eine mobile Kaffeebude in einem alten Baucontainer saßen die Besucher in einem kleinen Scheinakazienwäldchen.
Das Projekt wurde im Sommer 2009 gestartet und hatte
Gemeinschaftsgärten in Kuba als Vorbild. Das Projekt "Prinzessinnengärten" bringt die
unterschiedlichen Kulturen und Generationen zusammen. Es gibt Arbeitstage, an denen man mitarbeiten kann, viele Vorträge, Workshops und künstlerische Projekte
helfen mit, den Bezug zum Boden, den Pflanzen, der Natur - auch mitten in der Stadt - zu
ermöglichen. Das Projekt findet großen Anklang und viele Nachahmer weltweit. Alle
Initiativen und das Cafe sind aber auch gleichzeitig Möglichkeit, wiederum Geld
zu verdienen und das Projekt und auch die Betreiber zu erhalten.
Ich glaube, dass Menschen die selber anbauen, auch ihr
Ernährungsverhalten verändern und bewusster essen, denn wenn man weiß, wie viel Arbeit in
der Produktion steckt, steigert das die Wertschätzung.
Seit geraumer Zeit haben wir neben unserem
Nutzgarten auch drei Hühner und ein "selbst-gelegtes" Ei ist für mich derzeit noch Gold wert,
zumal die drei erst 7 Stück gelegt haben.
Zurück zu Berlin: ich hatte kurz zuvor von einer Stadtführung namens „eat the world“ gelesen, bei der man einen einzelnen Bezirk genauer erkundet
und in sieben Lokalen kleine Kostproben bekommt. Ich stehe zwar nicht so darauf, in Gruppen herum zu marschieren, aber ich war neugierig, weil ich das
grundsätzlich für eine gute Idee halte. Unsere junge Reiseführerin, selbst Kreuzbergerin, hat uns durch ihren
Bezirk geführt und viel Interessantes erzählt. Die Kostproben waren multi-kulti (wie Kreuzberg halt ist) und gut, aber die G’schichten
haben mir am besten gefallen. Es hat zudem schon Flair, wenn bei einer Kreuzung junge Leute einfach ein Badminton-Turnier veranstalten - mit Kreide wurde der Boden markiert und jeder Autofahrer
hat das akzeptiert. Auch die Radfahrer und Fußgänger haben in Berlin ein entspanntes
Verhältnis zu einander und beide Platz (nicht nur in
Kreuzberg).
Multikulti, jung, kreativ, grün und entspannt - das war mein
Eindruck von Berlin. Aja: essen kann man auch gut.
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